Der Grund, einen Tag im "Pott" zu verbringen, war die Ausstellung des deutschen Fotografen Thomas Struth im Museum Folkwang in Essen. Aber drei Stunden fahren, für eine Stunde Museum (und vielleicht einen Kaffee)? Dann doch lieber mal schauen, beziehungsweise sagen lassen, was das Ruhrgebiet noch so zu bieten hat. Das ist zugegeben eine ganze Menge und weder an zwei, geschweige denn an einem Tag zu schaffen. Der liebe Kollege Mathias Schwarzer von "Checkpott" hat da unendlich viel weitergeholfen und ich bin ihm auch unendlich dankbar. Also ab auf Entdeckungsreise in das, für mich bis dahin, Unbekannte.
Erster Halt also Museum Folkwang. Fotografieren in den Wechselausstellungen leider verboten. Hatte ich gelesen, also Kamera nur außen benutzt. Trotzdem eine großartige Ausstellung mit riesigen Formaten und Aufnahmen, die zum Nachdenken anregen. Thematisiert wurde im Groben, wie der Mensch sich die Technik zunutze macht und die Natur nachzuahmen versucht. Eine bleibende Erfahrung.
Weiter geht es über das Hauptquartier von Thyssen-Krupp (ebenfalls in Essen und ein architektonisches Highlight) nach Oberhausen, zum Gasometer. Auf zwei Etagen werden die verrücktesten, interessantesten, aufwändigsten, atemberaubendsten Tier und Landschaftsfotografien, aber auch Makroaufnahmen und diverse andere Exponate gezeigt. Alles in der spektakulären Hülle dieses ehemaligen Gastanks. Der Knüller ist allerdings die riesige Erdkugel im dritten Geschoss, welches ca. 90 Meter hoch sein dürfte. Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum und viele weitere Institutionen und Firmen schaffen es, diesen gewaltigen Ballon mit Satellitenbildern anzustrahlen, so dass man meint, im All zu schweben und auf die Erde blicken zu können. Die Musik von Brian Eno und die bereitliegenden Sitzkissen tun ihr übriges.
Aber Müdigkeit vortäuschen gilt nicht: Die 592(!) Stufen der Außentreppe wollen erklommen werden. Schließlich warten vor dem kleinen Fahrstuhl dutzende Menschen und man ist ja nicht zum Spaß so weit gefahren. Mit etwas erhöhtem Puls kann man von oben eine atemberaubende Aussicht genießen. Das halbe Ruhrgebiet liegt einem buchstäblich zu Füßen. Einmal rum und wieder zurück. Naja und nochmal wieder rum. Es ist einfach zu schön hier oben, auch wenn der Wind ordentlich pfeift. Zurück geht es dann im inneren, mit dem Panorama-Fahrstuhl. In ein paar Sekunden ist man wieder unten und an der aberwitzig großen Erdkugel vorbeigefahren.
Als nächstes muss etwas essbares her und das kann im "Pott" nur eines heißen: Currywurst, Pommes, Mayo. Und wenn man nur ein paar Stunden hat, dann in Duisburg, am City-Grill. Hier haben schon Schimanski und Thanner das Kultmenü der arbeitenden Bevölkerung eingenommen. Was soll ich sagen? Lecker. Einfach nur lecker und stilecht allemal.
Abschluss des Tages ist der Landschaftspark Duisburg Nord, kurz LaPaDu, und im Volksmund "Landi" genannt. Ein stillgelegtes Zechengelände, mit Hochofen, Kohlebunkern, Walzhallen, Schornsteinen und allem was dazu gehört. Hier darf man 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr tun und lassen, was man will (im gesetzlichen Rahmen, versteht sich). Es gibt Fackelwanderungen in der Dämmerung, Stirnlampen-Exkursionen, Foto-Kurse für Jedermann, Geocaching-Touren für die Kleinen und Großen Kinder, eine Gastronomie, einen Fahrradverleih einen Biergarten und noch tausend weitere Attraktionen und Akionen. Ein riesiger Abenteuerspielplatz mit teilweise recht ulkigen Typen, die sich dort herumtreiben. Der morbide Charme, die rostigen Leitungen und Ventile, der abblätternde Lack, der aufgeplatzte Beton und die vielen Möglichkeiten, seine Zeit zu gestalten, sind halt etwas ganz besonderes. Ach ja: ...Und abends mit Beleuchtung.
Eigentlich wollte ich den Tag in Moers, auf der Halde "Rheinpreussen" am sogenannten "Geleucht" beenden, aber das habe ich mir angesichts der fortgeschrittenen Stunde erspart. Ich war auch so erst um halb Zwölf am späten Abend zuhause und schließlich muss man auch noch Pläne haben für ein nächstes Mal.